Wie entwickelt sich der britische Markt für Gewerbeimmobilien? Ein Marktkommentar von Claudia Nacke. Head of Deutsche Hypo – NORD/LB Real Estate Finance UK.
Die Ankündigung der Frühjahrserklärung der britischen Regierung (zusammen mit vielen Q1- und Jahresergebnissen) wurde in diesem Jahr stark von Ereignissen überschattet, die sich anderswo abspielten und vom Internationalen Währungsfonds höflich als „Neuordnung der politischen Prioritäten“ bezeichnet wurden. Es überrascht vielleicht nicht, dass in Folge die Wachstumserwartungen für die großen Volkswirtschaften im Jahr 2025 gesenkt werden und den Zentralbanken kaum eine andere Wahl bleibt, als Zinssätze erneut zu überdenken. Von der Bank of England wird erwartet, dass sie den Leitzins im Mai um 0,25% senkt und es möglicherweise bis Ende des Jahres noch weitere drei Senkungen geben wird. Inflationsrisiko ist derzeit eher die zweitrangige Sorge.
Aber was bedeutet das für den Gewerbeimmobiliensektor in Großbritannien? Bei Anlegern, die nach relativer Sicherheit und gesunder Basiswertentwicklung suchen, würde ich sagen, potenziell guten Chancen!
Die Büros in London und den Regionen zeigen sich widerstandsfähig, da Unternehmen vermehrt zur „Rückkehr ins Büro“ drängen und dabei auf einen Mangel an attraktiven, qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Objekten an zentralen Geschäftsstandorten treffen. Hohe und steigende Kosten haben zu einer deutlichen Verlangsamung bei Neubauten geführt, wobei umfangreiche Sanierungen für viele der nächste Schritt sind.
Fachmarktzentren entwickeln sich weiterhin gut, insbesondere wenn sie einen starken Anteil Lebensmittelausrichtung haben. Es scheint auch ein steigendes Interesse von Anlegern an Einkaufszentren zu geben, was möglicherweise auf eine Trendwende bei diesen Assets hindeutet.
Der Mangel an Mietunterkünften im Vereinigten Königreich ist ein seit langem bestehendes Problem und ich kann mir nicht vorstellen, dass die jüngsten Regierungserklärungen und (Gesetzes-)Änderungen ausreichen, um diese Lücke in naher Zukunft zu schließen. Auch hier schränken hohe und steigende Kosten neue Entwicklungen ein, während Probleme mit Brandschutz usw. im Bestand vielerorts noch nicht gelöst sind. Für die richtigen Investoren sehe ich in der gesamten Assetklasse jedoch durchaus attraktive Gelegenheiten.